schlomo trifft - Walter Kaufmann
Geboren wurde Jizchak Schmeidler, so sein eigentlicher Name, am 19. Januar 1924 als Sohn einer jüdischen Verkäuferin in Berlin.
1926 wurde er von dem jüdischen Anwalt Sally Kaufmann und dessen Frau Johanna adoptiert. Das erfuhr er allerdings erst Jahrzehnte später.
Aufgewachsen ist er in Duisburg, wo er das Steinbart-Gymnasium besuchte. Seine Adoptiveltern wurden nach der Reichspogromnacht 1938 verhaftet, kamen ins KZ Theresienstadt und wurden im KZ Auschwitz ermordet. Kaufmann gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht aus dem Deutschen Reich über die Niederlande nach Großbritannien. Dort wurde er 1940 als „feindlicher Ausländer“ zunächst interniert, dann per Schiff nach Australien gebracht und ist dort zum Australier geworden.
Er arbeitet als Landarbeiter, als Obstpflücker und diente vier Jahre als Kriegsfreiwilliger in der Australischen Armee.
Nach 1945 war er Straßenfotograf, auf einer Werft, im Schlachthof und Seemann in der Handelsmarine bevor ihn sein Weg – jetzt schon als Schriftsteller – über die Sowjetunion und Polen in die DDR führte. Amerika, Nord-Irland, Israel sind ebenfalls Stationen seines langen Lebens.
Walter Kaufmann erzählt ohne Häme und Trauer, sondern mit Stolz über sich. Nur wenn er über seine im KZ der Nazis umgebrachten Eltern spricht, spürt man Betroffenheit und Wehmut.
Australien hat ihn geprägt, auch wenn er sagt, dass diese Zeit schon sehr, sehr weit zurückliege.
Das Gespräch haben wir an einem kalten Novembertag in seiner gemütlichen, warmen Wohnung in Berlin aufgezeichnet.